Einer für alle, alle für einen! – Die Natur setzt auf Zusammenarbeit

Feuer, Wasser, Luft und Erde – während mehr als zwei Jahrtausenden galten die Elemente den Menschen als die vier grundlegenden Bausteine für alles Leben. Dann kamen die Aufklärung und die Industrialisierung, und die Naturwissenschaft begann, die Natur in immer mehr und kleinere Einzelteile zu zerlegen und als berechenbare und nutzbare Ressource für den Menschen zu betrachten. Dieser Entfremdungsprozess, der dazu führte, dass sich der Mensch nicht länger als Teil der Natur sah, dürfte zumindest mitverantwortlich für die heutigen Umweltprobleme sein. Es ist daher erfreulich, dass allmählich ein Umdenken stattfindet und die Wissenschaft wieder beginnt, die unterschiedlichen Bereiche der Natur als Teile eines ganzen zusammenhängenden Systems zu begreifen und sie auch diesem Hintergrund entsprechend forscht.
 
Wer die Natur unter diesem Blickwinkel betrachtet, wird feststellen, dass Zusammenarbeit, Kooperation und Symbiose in der Natur allgegenwärtig sind.1)vgl. auch https://news.mongabay.com/2022/09/examining-cooperation-in-nature-qa-with-author-kristin-ohlson/ Nehmen wir das bekannte Beispiel des (großen) Wasserkreislaufs. Wasser versickert im Boden, wo es gespeichert und weitergeleitet wird, es verdunstet unter dem Einfluss von Wärme (Feuer) und wird über Winde und Luftmassen an seinen Bestimmungsort transportiert. Keines der Elemente könnte diesen Prozess ganz alleine bewerkstelligen.
 
Auch die Tierwelt liefert massenweise Beispiele für Zusammenarbeit. Kuhreiher beispielsweise picken schädliche Insekten von Wasserbüffeln und warnen diese vor Gefahr. Ameisen nutzen Schwarmtaktiken, um ihre Nester und Raupen, die in der Nachbarschaft leben, zu schützen. Strauße und Zebras schließen sich in Rudeln zusammen, um sich gegen Raubtiere zu verteidigen. Raben führen Wölfe zu ihrer Beute. Und Putzerfische sind die Hygienepolizei für Dutzende von anderen Fischen in Korallenriffen.2)https://magazine.scienceforthepeople.org/vol24-3-cooperation/cooperation-in-animals/
 
Ja, selbst unser Körper funktioniert nur durch die ständige Kooperation von Zellen und Organen. Daher sprechen wir von einem Organismus, einem System also, das aus verschiedenen Teilen besteht, die alle ihre bestimmte jeweilige Funktion haben und als Einheit zusammenarbeiten. Man stelle sich vor, die Leber würde entscheiden, alles alleine managen zu wollen! …
 
Sogar scheinbare Zerstörung entpuppt sich in der Natur bei näherem Hinsehen oft einfach als weiteres Element im harmonisch geordneten Ganzen. Ein gutes Beispiel ist der Yellowstone Nationalpark in den USA. Dieser wird jährlich im Durchschnitt 24 Mal von Waldbränden „heimgesucht“, die viele Hektaren Wald vernichten. Doch der Nationalpark ist ein Ökosystem, das sich an das Element Feuer angepasst hat. Viele Pflanzenarten haben sich so entwickelt, dass sie solche Feuersbrünste überstehen, in manchen Fällen sind die Pflanzen sogar zwingend auf Feuer angewiesen, um überhaupt zu gedeihen. Und oft folgt nach der Zerstörung ein wahres Fest des Lebens und erholt sich der Park schnell wieder. Weil man dies in Yellowstone mittlerweile erkannt hat, ist der Parkservice bestrebt, die Rolle des Feuers als natürlicher Prozess wiederherzustellen und zuzulassen, wann und wo immer möglich. 
 
Die Natur funktioniert nach einem geordneten Prinzip, das immer auf die Herstellung von Balance ausgerichtet ist. Ein gestörtes Gleichgewicht hat leider meist mit einem vorschnellen, gedankenlosen oder sogar ausschließlich profitorientierten Handeln des Menschen zu tun, der sich nicht länger als Teil des Gesamtgefüges betrachtet. Übrigens: Untersuchungen haben gezeigt, dass Menschen kooperatives und ökologisch nachhaltiges Verhalten entwickeln lernen, wenn sie mit der Natur in Berührung kommen.3)https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0272494415000195 Mit anderen Worten können wir mit Erfahrungen in und durch die Natur lernen, ein sozialeres und nachhaltigeres Leben zu führen. Denn Zusammenarbeit liegt auch in unserer Natur.

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https://www.naturalscience.org/de/news/2024/04/einer-fuer-alle-alle-fuer-einen-die-natur-setzt-auf-zusammenarbeit/