Die Ozeane sind die Wiege des Lebens und der artenreichste Lebensraum unseres Planeten. Bekannt sind rund 23’000 Arten, doch die Wissenschaft schätzt, dass in den Meeren sogar bis zu 10 Millionen Arten leben könnten!1)2010 Professor Pedro Martínez, Direktor des Forschungsinstituts Senckenberg am Meer (Wilhelmshaven) & https://ocean.si.edu/ecosystems/census-marine-life (Zum Vergleich: An Land leben etwa 1,4 Millionen Arten.) Obwohl die Erde ein „Wasserplanet“ ist, sind die Tiefen der Ozeane die am wenigsten erforschten Regionen. Sogar über den Mond wissen wir mehr als über die Tiefsee…
Eines der faszinierenden Geschöpfe der Tiefsee sind die Oktopusse, auch Tintenfische genannt. Diese besonderen Tiere sind hochintelligent, ungefähr so intelligent wie Hunde, und dies obwohl die Oktopoden kein zentralisiertes Nervensystem besitzen, sondern ihre Neuronen über den Körper verteilt sind, wobei sich zwei Drittel davon in den Armen befinden.2)https://www.costanachrichten.com/spanien/politik-wirtschaft/oktopus-farm-zucht-gran-canaria-proteste-kritik-spanien-nueva-pescanova-tierquaelerei-92149660.html, https://www.derstandard.de/consent/tcf/story/2000145076845/verblueffende-erkenntnisse-zur-intelligenz-von-tieren-werfen-ethische-fragen-auf ,https://www.nzz.ch/panorama/tod-durch-erfrieren-so-geht-die-massenzucht-von-tintenfischen-ld.1733985?reduced=true, https://www.nationalgeographic.de/tiere/2022/07/weltweit-erste-oktopus-farm-loest-tierschutz-debatte-aus, https://www.peta.de/themen/oktopus/, https://www.theguardian.com/environment/2022/mar/11/my-octopus-eater-critics-say-plans-for-farm-are-unethical-and-unsustainable Oktopusse verfügen über beachtliche kognitive Fähigkeiten und haben ein Kurz-und Langzeitgedächtnis. Sie lernen durch Beobachtung, handeln vorausschauend, nutzen Werkzeuge und können menschliche Gesichter unterscheiden. Sie sind sogar fähig, aus zugeschraubten Gläsern zu entkommen, finden aus komplexen Labyrinthen heraus und bewerfen Artgenossen auch mal mit Schlamm und Muscheln. Das zeugt möglicherweise sogar von einem Sinn für Humor…! Wie mehr als 300 wissenschaftliche Studien belegen, sind Kraken fühlende Wesen, die in der Lage sind, Schmerz und Vergnügen zu empfinden.
Tintenfische gab es früher etwa vor den Küsten Spaniens in solcher Fülle, dass sie ein Arme-Leute-Essen waren. Heute werden sie immer mehr zur beliebten und lukrativen Spezialität. 17 bis 30 Euro pro Kilo kosten die beliebtesten Arten aus dem Atlantik auf dem Fischmarkt oder im Supermarkt. Weltweit werden derzeit 350’000 Tonnen Oktopus jährlich gefangen, doch es dürfte auch eine beträchtliche Dunkelziffer geben.3)https://www.costanachrichten.com/spanien/politik-wirtschaft/oktopus-farm-zucht-gran-canaria-proteste-kritik-spanien-nueva-pescanova-tierquaelerei-92149660.html Oktopusse leiden wie viele Meeresgeschöpfe unter menschlichen Einwirkungen wie Überfischung, Verschmutzung der Meere und dem fortschreitenden Verlust ihres Lebensraums. Ihre Bestände nehmen daher laufend ab, wie es bereits bei vielen Fischarten der Fall ist.
Doch anstatt die selbstgeschaffenen Probleme zu beheben und diese wunderbaren Tiere und ihren Lebensraum zu beschützen, geht die Tendenz in diesem Fall leider momentan in die falsche Richtung. So will der Konzern Nueva Pescanova noch dieses Jahr die erste Oktopus-Farm der Welt auf Gran Canaria eröffnen. Rund 1 Million Oktopusse jährlich sollen dort in engen Wassertanks gezüchtet und vor allem auf den Premium-Märkten USA, Südkorea und Japan verkauft werden.4)https://www.costanachrichten.com/spanien/politik-wirtschaft/oktopus-farm-zucht-gran-canaria-proteste-kritik-spanien-nueva-pescanova-tierquaelerei-92149660.html Tintenfische verhalten sich territorial und gelten als Einzelgänger, die sich gerne im Dunkeln aufhalten. Die geplante Aufzucht in permanent beleuchteten Tanks mit je 10-15 Tieren in lediglich einem Kubikmeter Wasser ist für die intelligenten Meerestiere eine Qual. Besonders grausam ist die Art und Weise, wie die Tiere getötet werden sollen, nämlich indem man sie in ein Becken mit minus drei Grad kaltem Wasser wirft. Nueva Pescanova behauptet, dies sei eine schonende, schmerzlose Methode, doch Wissenschaftler und Tierschützer auf der ganzen Welt widersprechen dieser Darstellung vehement.5)https://www.costanachrichten.com/spanien/politik-wirtschaft/oktopus-farm-zucht-gran-canaria-proteste-kritik-spanien-nueva-pescanova-tierquaelerei-92149660.html
An diesem Beispiel zeigt sich einmal mehr, dass fehlende Moral und Geldgier unausweichlich bestehende Probleme verschärfen und noch zusätzliche hervorbringen. Das Errichten weiterer Zuchtfarmen in den Meeren wird das Überfischungsproblem und die Wasserverschmutzung nicht beheben.6)https://www.naturalscience.org/de/news/2022/06/welttag-der-ozeane-das-leiden-der-fische/ Vielmehr wäre es dringend geboten, das Problem bei der Wurzel zu packen, indem die Subventionen für die Fischerei7)https://www.stiftung-meeresschutz.org/themen/klimawandel/fischereisubventionen-sind-klimaschaedlich-fuehren-zu-ueberfischung-und-viel-beifang/ und die Fischereiquoten entsprechend der Empfehlungen unzähliger Wissenschaftler gesenkt und weite Teile des Meeres unter effektiven Schutz gestellt würden.8)Schützen Wir Das Meer! – Publikation – The World Foundation for Natural Science Ohne Respekt und Liebe für den einzigartigen Lebensraum der Ozeane und seine Bewohner sägt die Menschheit am eigenen Ast und droht, diese unermesslich reichhaltige Quelle des Lebens zum Versiegen zu bringen. Doch es ist nicht zu spät, eine Veränderung zu bewirken.9)Im Falle der geplanten Oktopus-Zucht auf Gran Canaria liegen die Pläne für den Bau der Farm aktuell bei den lokalen Behörden und müssen erst noch bewilligt werden. Um dies zu verhindern können Sie beispielsweise die Petition der Tierschutzorganisation PETA unterschreiben: https://www.peta.de/aktiv/krakenfarm-gran-canaria-petition/ Insbesondere für Länder mit Meeresanstoß (aber nicht nur für sie!) gilt: Kontaktieren Sie die Personen, die für die Fischerei und die Meere zuständig sind. Sprechen Sie mit den Menschen vor Ort, die als Konsumenten eine Mitverantwortung tragen. Helfen Sie mit, bei Ihren Mitmenschen das Bewusstsein dafür zu wecken, dass wir als „Krone der Schöpfung“ für unsere Mitgeschöpfe und unseren Lebensraum, die Erde, verantwortlich sind. Es gibt noch so viele Wunder zu entdecken, lassen wir nicht zu, dass diese verschwinden, noch bevor wir sie gefunden haben!
References
