Vorbildlich: Neuseeland verbietet das Rauchen für die nächste Generation

Fast 85 % der Neuseeländerinnen und Neuseeländer sind Nichtraucher. Doch Neuseeland hat sich sogar noch mehr vorgenommen: Die neuseeländische Regierung hat es sich zum Ziel gesetzt, dass bis zum Jahr 2025 weniger als 5 % der Neuseeländer Raucher sein werden. Zu diesem Zweck hat die stellvertretende Gesundheitsministerin Dr. Ayesha Verrall am 9. Dezember 2022 ein neues Gesetz auf den Weg gebracht: „Auahi Kore Aotearoa Mahere Rautaki 2025“, den „Aktionsplan Rauchfrei 2025“. Der Plan sieht Maßnahmen vor, die dafür sorgen werden, dass bis Ende 2023 Jugendliche unter 14 Jahren keine Tabakprodukte mehr legal erwerben können –, und das Alter wird jedes Jahr angehoben, sodass die jüngeren Generationen nie mehr legal Zugang zu Tabakprodukten haben werden. Das harte Durchgreifen wurde als eine weltweit führende Maßnahme zur Eindämmung des Tabakkonsums begrüßt. „Dies ist ein historischer Tag für die Gesundheit unseres Volkes“, sagte Dr. Verrall. „Rauchen ist immer noch der Hauptgrund für vermeidbare Todesfälle in Neuseeland und verursacht eine von vier Krebserkrankungen.“

Im Juni 2023 soll ein Gesetz eingeführt werden, das Jugendlichen, die im Jahr 2023 14 Jahre alt sind, den Erwerb von Tabakwaren verbietet. Die neuen Gesetze bedeuten auch, dass nur noch Tabakerzeugnisse mit sehr geringem Nikotingehalt verkauft werden dürfen. Dr. Verrall sagte außerdem: „Praktische Unterstützungsmaßnahmen für Raucher werden ebenfalls priorisiert. Wir wissen, dass es wirklich schwer ist, sich das Rauchen abzugewöhnen, und einige Menschen, die rauchen, werden verständlicherweise Unterstützung benötigen, damit diese Änderungen Wirkung zeigen. Indem wir Menschen davon abhalten, mit dem Rauchen anzufangen, und denen, die rauchen, helfen, damit aufzuhören, decken wir beide Enden des Spektrums ab.

Die neuseeländischen Nichtraucherschutzgesetze haben eine lange Tradition und können als beispielhaft angesehen werden für andere Länder. Im Jahr 1990 führte die neuseeländische Regierung den „Smoke-free Environment Act“ ein, der das Rauchen an allen Arbeitsplätzen in geschlossenen Räumen, an Schulen und Vorschulen verbot. Neuseeland war eines der ersten Länder der Welt, das die Gastronomie in Innenräumen rauchfrei machte, als es 2004 ein weiteres Gesetz verabschiedete (The Smoke-free Environments Amendment Act 2003), welches Rauchverbote in öffentlichen Bars, Restaurants, Cafés, Theatern, Sportvereinen, Spielkasinos, Büros, Fabriken, Lagerhallen, Betriebskantinen, Schulgebäuden und -geländen (inklusive Kindertagesstätten) vorschrieb und diese Bereiche zu rauchfreien Zonen machte. Das Gesetz verlangt außerdem, dass die Auslage von Tabakerzeugnissen in Einzelhandelsgeschäften eingeschränkt und in der Nähe der Auslage ein Schild mit der Aufschrift „Rauchen tötet“ aufgestellt werden muss. Auch pflanzliche Raucherzeugnisse wurden in dieses Rauchverbot miteinbezogen. Außerdem wurde der Zugang zu Rauchwaren für Personen unter 18 Jahren weiter eingeschränkt.

Im Jahr 2010 wurden weitere Verbote erlassen (Rauchfreie Parks und Naturschutzgebiete per Gesetz), die das Rauchen in allen Parkanlagen erster Güte, auf Spielplätzen und in Naturschutzgebieten untersagten. Nur ein Jahr später, im Jahr 2011, wurde die „Smoke-free Environments (Control and Enforcement) Amendment Bill“ mit folgenden Einschränkungen in Kraft gesetzt:

  • Die Auslage von Tabakwaren im Einzelhandel wurde ab Juli 2012 vollständig verboten.
  • Das Sponsoring von Veranstaltungen (z. B. Mode- und Musikshows) mittels Tabakwaren wurde verboten. Dazu gehörten auch exklusive Vertriebsvereinbarungen mit Tabakmarken.
  • Die Verkaufskontrollen wurden auf den Internetverkauf ausgeweitet. Internetverkäufer dürfen keine Bilder von Packungen oder Marken zeigen, müssen die vorgeschriebenen Gesundheitswarnungen anbringen und müssen die Vorschriften einhalten, wonach Händler nicht mit Tabaknamen werben dürfen.
  • Erhöhte Steuern auf Tabakwaren.
  • Geringere Zollbefreiung für Zigaretten.
  • Unterstützung für Gesundheitskampagnen.

Die zuständigen Beamten im Dienste des Nichtraucherschutzes können bei Verstößen sofort Bußgelder verhängen gegen diejenigen, die Tabakerzeugnisse an Personen unter 18 Jahren verkaufen. Die Strafen für den Verkauf von Tabakerzeugnissen an Minderjährige wurden erhöht und betragen zwischen 2’000 und 5’000 US-Dollar für eine Einzelperson und bis zu 10’000 US-Dollar für ein Unternehmen.

Seit dem 28. November 2021 ist es illegal, in einem Fahrzeug zu rauchen, in dem sich Personen unter 18 Jahren befinden, unabhängig davon, ob das Auto fährt oder steht. Das sogenannte Passivrauchen erfolgt durch das Einatmen von Rauch, der von einem Raucher ausgeatmet wird respektive aus dem Ende der brennenden Zigarette austritt. Wenn in einem Auto oder Haus geraucht wird, atmet jeder im Auto oder Haus diesen „Rauch aus zweiter Hand“ ein. Und wie bereits erwähnt, hat Neuseeland es nicht dabei belassen, sondern will mit den neu eingeführten Rechtsvorschriften sicherstellen, dass sich junge Neuseeländer die tödliche Gewohnheit des Rauchens gar nicht erst aneignen.

Obwohl das Rauchen jedes Jahr weltweit immer noch 8,67 Millionen Todesfälle und medizinische Kosten in Höhe von 2 Billionen US-Dollar verursacht, zögern viele Länder noch immer, strenge Rechtsvorschriften einzuführen. Das Beispiel Neuseelands zeigt, wie wirksam schrittweise Maßnahmen sind, und zumindest einige Länder scheinen den Aufruf zu beherzigen. So hat beispielsweise Mexiko erst kürzlich das Rauchverbot in öffentlichen Räumen verschärft. Die mexikanische Gesetzgebung, die ursprünglich 2021 verabschiedet wurde, gilt als die strengste und weitreichendste auf dem amerikanischen Kontinent. Seit dem 15. Januar 2023 ist das Rauchen im gesamten öffentlichen Raum, einschließlich Parks, Stränden, Hotels, Büros und Restaurants, vollständig verboten. Auch die Werbung, die Verkaufsförderung und das Sponsoring von Tabakerzeugnissen werden vollständig verboten, sodass Zigaretten nicht einmal mehr in Geschäften ausgestellt werden dürfen. Darüber hinaus unterliegen auch Dampfgeräte und E-Zigaretten verschärften Beschränkungen, insbesondere in Innenräumen.

Da Tabakkonsum die weltweit am häufigsten zu vermeidende Todesursache darstellt, ist es höchste Zeit, dass mehr Länder in die Fußstapfen von Neuseeland oder Mexiko treten!

https://www.naturalscience.org/de/news/2023/01/vorbildlich-neuseeland-verbietet-das-rauchen-fuer-die-naechste-generation/