Welttag der Ozeane: Das Leiden der Fische

Für mehr als 3 Milliarden Menschen ist Fisch die primäre und oft unersetzbare Proteinquelle; 800 Millionen Menschen leben direkt oder indirekt von der Fischerei.1)https://www.fishforward.eu/at/wwf-empfehlungen-fuer-fisch-zur-fastenzeit/ Um so viele Menschen zu ernähren, braucht es viel Fisch: Weltweit werden über 90 Millionen Tonnen jährlich gefangen, womit knapp sieben Prozent des globalen Proteinkonsums gedeckt werden.

Jedoch hat in den letzten 60 Jahren der Fischfang weltweit so stark zugenommen, dass rund ein Drittel aller Fischbestände überfischt ist – im Mittelmeer sind es sogar 93 Prozent.2)https://www.wwf.ch/de/unsere-ziele/ueberfischung Das bedeutet, dass von diesen Fischarten mehr gefangen wird, als natürlicherweise an Jungfisch nachwächst. Ein Hauptgrund ist die starke Industrialisierung der Fischerei: Sie nutzt heute Fangmethoden wie moderne Ortungstechnologien und Schleppnetze, mit denen riesige Mengen gefischt werden und die eine zerstörerische Wirkung auf die Tiefsee und Meeresböden haben können.  

Um die Nachfrage dennoch zu decken, stammt mittlerweile mehr als die Hälfte des weltweit konsumierten Fischs aus Zucht. Aquakultur ist aber keineswegs die Lösung des durch die Überfischung verursachten Problems, denn um ein einziges Kilogramm Zuchtfisch hervorzubringen, werden 1,5 bis 8 Kilogramm Fisch aus Wildfang als Nahrung benötigt. Dies zeigt, dass die Fischzucht die Dezimierung der Fischbestände durch Überfischung noch verschärft, statt lindert.

Zudem wird Zuchtfisch unter prekären Bedingungen gehalten. Fische wie beispielsweise Lachse sind in Zuchtfarmen auf engstem Raum zusammengepfercht im schmutzigen Wasser ihrer eigenen Exkremente. Krankheiten werden durch Antibiotika und einen Cocktail diverser Chemikalien bekämpft. Dadurch verschmutzen Fischfarmen die Gewässer und verbreiten die durch die tierfeindliche Haltung verursachten Krankheiten an Wildfische.

Neuere Studien haben gravierende und besorgniserregende Schadstoffbelastungen von aus Zucht stammenden Fischen und Meerestieren festgestellt, was beispielsweise Zuchtlachs zu einem der giftigsten Lebensmittel der Welt macht.3)https://childrenshealthdefense.org/defender/farmed-salmon-most-toxic-food/

So wurden in Zuchtlachs fünf Mal mehr Toxine als in jedem anderen getesteten Nahrungsmittel gefunden, inklusive polychloriertem Biphenylen (PCB) und Dioxin. Die PCB-Konzentration in Zuchtlachs war achtmal so hoch wie in Wildlachs. In Atlantischem Zuchtlachs wurden gar Polybromierte Diphenylether (PBDE) entdeckt, Flammschutzmittel, die in vielen Kunststoffen und Textilien eingesetzt werden bzw. wurden. Sie sind mittlerweile in vielen europäischen Ländern und teils in den USA aufgrund ihrer negativen Auswirkung auf die Entwicklung von Kindern verboten. Die Gesundheitsrisiken, die mit diesen Chemikalien in Verbindung gebracht werden, sind Geburtsgebrechen, neurologische Entwicklungsverzögerungen, Unfruchtbarkeit, reduzierter IQ, hormonelle Störungen und Krebs. Zudem wurde herausgefunden, dass der Konsum von Zuchtlachs zu diversen Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes Typ II und Fettleibigkeit beiträgt.

Ein weiteres gravierendes Problem ist die gefährliche Verunreinigung von aus Zucht stammenden Garnelen mit antibiotikaresistenten Bakterien.4)https://childrenshealthdefense.org/defender/shrimp-most-dangerous-seafood-you-buy/ Eine Untersuchung von in kanadischen Supermärkten gekauften Garnelen aus Vietnam, Thailand, China, Indien und Ecuador zeigte, dass zwei von zehn Packungen mit solchen Bakterien verseucht waren. Obwohl die Verwendung von Antibiotika bei Zuchtgarnelen in Kanada verboten ist, werden Garnelen mehrheitlich importiert, und zwar aus Regionen wie Asien und Indien, wo der Einsatz solcher Medikamente in Zuchtfarmen gängige Praxis ist. Die gefundenen „Superkeime“ sind eine der größten Bedrohungen der menschlichen Gesundheit und man geht davon aus, dass sie bis 2050 mehr Menschen töten werden als Krebs.

Doch nicht nur die desolaten Praktiken in den Zuchtfarmen machen den Meerestieren zu schaffen, sondern auch Medikamentenrückstände aus der Humanmedizin.5)https://childrenshealthdefense.org/defender/species-fish-contaminated-pharmaceuticals/ So haben Forscher hohe Arzneimittelkonzentrationen im Blut und Gewebe von Fischen vor der Küste Floridas gefunden. Im Durchschnitt waren die Fische mit sieben Arzneimitteln belastet, bei einem Tier waren es sogar Rückstände von 17 verschiedenen Medikamenten. Am häufigsten ließen sich Blutdruckmittel, Antidepressiva, Prostatamedikamente, Antibiotika und Schmerzmittel nachweisen, doch auch Herzmedikamente, Antihistaminika, Antimykotika, Magenmittel und Opioide kamen vor. Insgesamt konnten die Wissenschaftler 104 gängige Medikamente identifizieren.

Darüber hinaus zeigten Untersuchungen an 125 Beutetieren (etwa Garnelen, Krebse, kleinere Fischarten) der zuerst examinierten Fische, dass auch diese im Durchschnitt mit 11 Arzneimitteln verunreinigt waren.

Diese dramatische Vergiftung der Fische stammt hauptsächlich von menschlichen Abwässern, da herkömmliche Kläranlagen nicht in der Lage sind, solche Arzneimittelrückstände zu entfernen. Allein in den USA werden jährlich 5 Milliarden medizinische Rezepte ausgestellt und es gibt keine gesetzlichen Vorgaben für die Kontrolle der Verschmutzung durch Arzneimittel, weder während der Herstellung, noch beim Konsum und genauso wenig bei der Entsorgung. Die entsprechende Verbesserung von Kläranlagen beispielsweise durch die Zugabe von Ozon, das die chemischen Verunreinigungen zu beseitigen hilft, ist dringend nötig. Erst wenige Länder, darunter die Schweiz, Schweden und Deutschland, haben ihre Kläranlagen entsprechend nachgerüstet.

Beim Konsum von Fisch und Meerestieren ist somit nicht nur aus ökologischen, sondern auch aus gesundheitlichen Gründen größte Zurückhaltung geboten. Produkte aus Zuchtfarmen sind aus obengenannten Gründen möglichst zu meiden, denn auch Fisch und Meeresfrüchte aus biologischer Zucht erhöhen den Druck auf den Wildfang. Wenn die Ozeane weiter so schonungslos geplündert werden, ist gemäß Berechnungen des UN-Umweltprogramms Unep bis spätestens 2050 weltweit keine kommerzielle Fischerei mehr möglich. Die Förderung und Umsetzung einer nachhaltigen Fischerei und der konsequente Kampf gegen die Überfischung sind die vordringlichsten Maßnahmen, um diese verheerende Entwicklung zu stoppen.

Kaufen Sie bewusst Fisch, der je nach Saison in regionalen Binnen- und Küstengewässern gefangen wurde. Achten Sie grundsätzlich auf höchste Qualität, auch wenn dies mehr kosten mag. Auf bedrohte Fischarten wie zum Beispiel Thunfisch sollte man konsequent verzichten. Der Thunfischfang verursacht zudem eine Menge Beifang, etwa Delfine, Schildkröten, Rochen, Wale und Seevögel. Meistens verenden diese Tiere qualvoll in den Fangnetzen oder sie werden einfach verletzt zurück ins Meer geworfen. Die Problematik des Beifangs sollte man sich beim Genuss von (Meeres-)Fisch grundsätzlich vor Augen halten und entsprechend entscheiden, ob man die äußerst zerstörerische Fischereiindustrie unterstützen möchte.

Weitere Informationen zum Thema Meere und Ozeane finden Sie hier.

https://www.naturalscience.org/de/news/2022/06/welttag-der-ozeane-das-leiden-der-fische/