Eine traurige Statistik
In der Schweiz ist die Nachfrage nach Plastik etwa dreimal so hoch wie im europäischen Durchschnitt! Pro Jahr und Kopf fallen fast 100 kg Plastikabfälle an. Also ungefähr eine Million Tonnen. Davon sind 75% Einwegverpackungen.
Laut eines Berichts des Branchenverbandes „PlasticsEurope“ rezykliert die Schweiz nur gerade 25% ihrer Kunststoffabfälle und liegt damit deutlich hinter Norwegen und Schweden (über 40%) sowie Deutschland, Tschechien, Irland und Spanien (über 35%) zurück.
Gemäss dem „Swiss Litter Report“, der am 28. Juni 2018 veröffentlicht wurde, wächst die Belastung der Schweizer Gewässer durch Plastikabfälle konstant.
Zwischen April 2017 und März 2018 wurden für diesen Report 1’052 Erhebungen an 112 Standorten durchgeführt. Mehr als 150 ausgebildete Freiwillige sammelten und kategorisierten 95’971 Abfallgegenstände an den wichtigsten Flüssen und Seen der Schweiz.
Und Plastik ist mit 65.4% das am deutlich häufigsten gefundene Material.
Siehe dazu den gesamten Report: https://storage.googleapis.com/wzukusers/user-15533811/documents/5b867b8f51528JrYbIoW/Swiss%20Litter%20Report_final_180710.pdf
Gute Vorbilder
Um die Verschmutzung durch Plastik zu verringern haben viele afrikanische Länder aber auch Bangladesch sowie Italien (bereits seit 2011) und Frankreich (2016) Plastiktüten verboten. Grossbritannien erhebt inzwischen eine landesweite Abgabe auf Plastik. Bis zu diesem Sommer werden Kunststoff-Mikroperlen, wie sie in Produkten wie Zahnpasta oder Gesichtspeelings verwendet werden, in mehreren Ländern verboten. Die EU-Kommission will die zehn am häufigsten verwendeten Plastik-Einweg-Produkte verbieten. Diese Produkte seien für 70 Prozent der Plastikabfälle an den europäischen Stränden verantwortlich. Ausserdem sollen die EU-Mitgliedstaaten für weitere Produkte Ziele festlegen, um deren Verbrauch zu senken. Zum Beispiel bei Plastik-Verpackungsmaterial von Lebensmitteln oder auch für Plastikbecher. Zudem sollen auch die Produzenten selber in die Verantwortung genommen werden. Sie sollen sich finanziell an den Kosten des gesamten Abfallwesens beteiligen. Damit führt die Kommission der Europäischen Union ihre Bestrebungen gegen das Plastik weiter. Etwa mit ihren gezielten Massnahmen gegen Plastiksäcke konnte sie deren Verwendung um 50 Prozent senken.
https://www.swissinfo.ch/ger/gesellschaft/ressourcen_plastik-in-der-schweiz–top-beim-verbrauch–flop-beim-recycling/44085230
https://www.srf.ch/news/international/verbot-von-einwegartikeln-eu-kommission-will-gegen-plastikmuell-vorgehen
Und die Schweiz?
Die Schweiz, die kein EU-Mitglied ist, hat offenbar keine derartigen Pläne. Elisabeth Maret, Sprecherin des Bundesamtes für Umwelt (Bafu), sagte: «Die Regierung kann Produkte nur dann verbieten, wenn sich deren schädliche Wirkung auf die Umwelt nicht rechtfertigen lässt. Weil ein Produkteverbot die wirtschaftliche Freiheit stark beeinträchtigen würde, müsste es einen sehr zwingenden Grund dafür geben.» – Wir von The World Foundation for Natural Science fragen uns eindringlich: Ist das Sterben unserer Weltmeere kein zwingender Grund? Aus unserer Sicht sollte die Schweiz, als Wasserschloss Europas, vielmehr mit gutem Beispiel vorangehen und ihre Verantwortung für die Sauberkeit der Gewässer wie auch der Weltmeere durch wegbereitende Massnahmen wahrnehmen.
https://www.swissinfo.ch/ger/gesellschaft/ressourcen_plastik-in-der-schweiz–top-beim-verbrauch–flop-beim-recycling/44085230
Somit ist es umso erfreulicher, dass immer mehr Unternehmen von sich aus Schritte unternehmen, um die Plastikflut zu reduzieren.
Immer mehr Unternehmen ergreifen Massnahmen zur Reduktion von Verpackungen und Artikeln aus Plastik.
Wie Coop gegenüber «20 Minuten» bekannt gab, will das Unternehmen ab Herbst die ersten Bio-Früchte und -Gemüse unverpackt verkaufen. Die Umstellung entspreche einem grossen Kundenwunsch. Denn bei vielen Konsumenten der Bio-Abteilung stösst das viele Plastik bei Rüebli, Gurken und Co. auf Unverständnis.
https://www.20min.ch/finance/news/story/Bio-Fruechte-und–Gemuese-kommen-bald-ohne-Plastik-18701250
Lidl berichtete am 4. Juli 2018, dass nun auch in der Schweiz Einweg-Plastik-Artikel wie Trinkhalme, Einwegbecher und -gläser, Teller, Besteck, aber auch Wattestäbchen mit Plastikschaft bis Ende nächsten Jahres aus dem Sortiment genommen werden. Statt den Einweg-Produkten werde der Detailhändler Produkte aus alternativen und rezyklierbaren Materialien verkaufen.
Die Aktion geschieht im Rahmen des Plans, den Einsatz von Plastik bis zum Jahr 2025 um 20% zu reduzieren und alle Kunststoffverpackungen zu hundert Prozent recyclingfähig zu konzipieren.
https://www.lidl.ch/statics/lidl-offering-ch/ds_doc/20180704_Lidl_Schweiz_reduziert_Einwegplastik.pdf
Und um noch ein weiteres Beispiel zu nennen: Das Openair-Festival «Techamsee», das am 8. September 2018 in Cham statt fand, verzichtete auf Plastik in der Gastronomie. Stattdessen werden Karton und Holz verwendet. So will man ein Zeichen gegen die Ozeanverschmutzung durch Plastikmüll setzen.
https://www.20min.ch/schweiz/zentralschweiz/story/Erstes-Open-Air-verzichtet-auf-Plastik-21129790
Und was macht die Migros währenddessen? Sprecherin Alexandra Kurz meinte dazu: «Der weitverbreitete Eindruck, dass Plastik generell umweltschädlich ist, ist nicht richtig.» Sie ist der Meinung, die Ökobilanz von Plastik sei oft besser als die der Alternativen. Siehe dazu den offiziellen Brief (PDF) von The World Foundation for Natural Science vom 18. März 2018 an Hanna Krayer, Umweltexpertin vom Migros Genossenschaftsbund.
Und was können Sie tun? (–Natürlich nicht nur in der Schweiz!)
Um die Migros und weitere Unternehmen zur konsequenten Reduktion von Verpackung im allgemeinen sowie Artikeln aus Plastik zu bewegen, kommt jeder einzelne Kunde ins Spiel: Denn
wie das Beispiel von Coop zeigt, können Kunden durch das Äussern ihrer Meinung grossen Einfluss auf die Strategie eines Unternehmens in Bezug auf die Reduktion von Plastik nehmen.
Unterschätzen Sie also den Einfluss von persönlichen Briefen engagierter Kunden an die Leitung der Supermärkte und Geschäfte nicht! Ein selbst formulierter Brief hat am meisten Wirkung – und diese Wirkung wird umso grösser sein, je mehr von uns schreiben!
Doch auch wenn sich nun etwas zu bewegen scheint, müssen wir dranbleiben! Wir können uns für die erfolgten Verbesserungen zum Beispiel auch bedanken und die Detailhändler gleichzeitig auffordern, noch mehr zu tun.
Um das Verfassen von Leserbriefen etwas zu erleichtern, haben wir für Sie ein entsprechendes Argumentarium (PDF) zusammengestellt. Ebenso finden Sie darin eine Liste von möglichen Adressaten in der Schweiz.