Die Macht der Musik

Kann zu hoher Blutdruck statt medikamentös auch mit Musik gesenkt werden? Ja, behaupten Mediziner. Jedoch ist dafür die Art der Musik massgeblich entscheidend! Eine Studie der Universität Bochum liefert überraschende Resultate.

Die Wirkung von Musik auf den Menschen ist seit Jahrhunderten bekannt. Bereits an den Olympischen Spielen im antiken Griechenland wurden die Athleten mit Musik „gedopt“. Schon damals war bekannt, dass die Klänge von Harfe und Flöte die Leistungsfähigkeit der Sportler erhöht. Das Wissen um die Kraft der Musik hat mittlerweile auch in der modernen Wissenschaft und Medizin Einzug gehalten. Ob Musik krank oder gesund macht, hängt jedoch von der Musikrichtung ab, denn jeder Musikstil wirkt sich anders auf unseren Körper aus. Der deutsche Kardiologe und Organist Professor Doktor Hans-Joachim Trappe sagt dazu: „Nur rund fünf Prozent der Menschen werden von Musik nicht berührt. Klassische Musik besitzt die stärkste Heilkraft und wird in der Musiktherapie am häufigsten eingesetzt. “ Der Experte fährt weiter fort, dass Klassik bei Ängsten, Depressionen und Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems erfolgreich eingesetzt werden kann. Zudem steigert sie die Gedächtnisleistung, aktiviert beide Gehirnhälften und fördert Kreativität und Tatkraft.

Trappe muss es wissen. Denn er und sein Team untersuchten an der Universität Bochum die Wirkung von Musik auf Herz und Blutdruck des Menschen. Die 120 teilnehmenden Probanden (60 Männer, 60 Frauen; die Hälfte davon über 50 Jahre alt, die anderen jünger) waren alle herzgesund und hatten einen normalen Blutdruck. Die Testpersonen wurden in sechs Gruppen eingeteilt, von denen fünf mit jeweils unterschiedlichen Musikstücken beschallt wurden: Johann Sebastian Bachs Orchestersuite 3 mit dem berühmten Air, die 40. Symphonie von Mozart, Johann Strauss‘ An der schönen blauen Donau, Heavy Metal von der Gruppe Disturbed und die Greatest Hits von ABBA. Die sechste Gruppe bekam keine Musik zu hören und diente als Kontrollgruppe. Die daraus resultierenden Ergebnisse wurden dann verglichen:

Johann Sebastian Bachs Orchestersuite 3 hatte die besten Auswirkungen auf den Blutdruck und die Herzfrequenz. Aber auch Mozart und Strauss halfen, den Blutdruck zu senken. Diese Effekte waren sowohl auf den systolischen und diastolischen Blutdruck als auch auf die Herzfrequenz eindeutig nachzuweisen. Laut dem Herzspezialisten Trappe sind bei Heavy Metal hingegen keine therapeutischen Effekte zu beobachten. Mehr noch, das genaue Gegenteil ist der Fall: Der Körper reagiert auf diese Musik mit steigendem Blutdruck, erhöhter Herzfrequenz und Stress. Die Musik von ABBA hingegen bewirkte keine Veränderung des Blutdrucks – weder positiv noch negativ.

Wer sich und seinem Körper etwas Gutes tun will, der sollte also unbedingt auf die Art der gehörten Musik achten – wobei Klassik die bevorzugte Wahl ist. Hans-Joachim Trappe empfiehlt Herzkreislauf-Patienten Instrumentalmusik. Sprünge in Rhythmus und Lautstärke sollten dabei jedoch besser vermieden werden, da diese Wechsel das Gehirn kurzzeitig in Alarmbereitschaft versetzen. Trappe rät, Musik von Komponisten wie Bach, Mozart, Händel und Beethoven, aber auch italienische Meistern wie Albinoni, Corelli, Torelli und Vivaldi zu therapeutischen Zwecken einzusetzen.

Bereits 1997 bewies der damals 16 Jährige Amerikaner David Merrell in einem Experiment mit Mäusen, wie schädlich Rockmusik sein kann. Dazu teilte er die Mäuse in drei Gruppen auf, die er während drei Wochen entweder mit Rockmusik, Klassik oder keiner Musik beschallte. Zudem ließ er die Mäuse durch ein 1.5 Meter langes Labyrinth laufen und stoppte jeweils die Zeit. Dabei stellte er fest, dass die Mäuse ohne Musik sich in den drei Wochen um fünf Minuten verbesserten. Die “Klassik-Mäuse” waren gar achteinhalb Minuten schneller. Die “Rockmusik-Mäuse” hingegen brauchten ganze zwanzig Minuten länger als am Anfang. Merrell musste das Experiment abbrechen, da sich die “Hardrock-Mäuse” gegenseitig umbrachten.

Wenn also schon diese kleinen Nagetiere in solchem Ausmaß von Musik beeinflusst werden, dann sollte es nicht verwundern, warum immer mehr Kinder und Jugendliche, die solche Musik hören, unkonzentriert und aggressiv werden und plötzlich auch zu Waffen greifen. [Die “Killer-Mäuse-Studie” finden Sie hier.]

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