Am 9. Januar 2016 veröffentlichte die Neue Zürcher Zeitung einige beachtenswerte Überlegungen des Allgemeinmediziners Dr. Johannes G. Schmidt, praktizierend in Einsiedeln (CH), zum Thema der Grippeimpfung. Dr. Schmidt, der während seines klassischen Medizinstudiums auch Ausbildungen in klinischer Epidemiologie und altchinesischer Medizin genossen hat, zeigt das seit Jahrzehnten anhaltende Dilemma rund um die propagierten Erfolge von grossangelegten Impfkampagnen auf. Der Graben zwischen dem impfkritischen und impffreundlichen Lager verläuft auch mitten durch die Ärzteschaft. Beim Thema Impfen wird klar, wie sehr die Medizinwissenschaften in diesem Bereich mit sich selber ringen.
Schmidt schreibt: „Unter Impffachleuten glaubt man an einen Impfschutz, wenn eine Antikörperbildung auf das geeignete Impfstoff-Antigen erzielt wird. Man kann die künstlich erzielbare Antikörperbildung durch das Impfen als grossartige Leistung der Medizin betrachten. Allerdings gilt es dennoch zu prüfen, ob dieser theoretische Impfschutz in der Praxis auch wirklich nützt.
Systematische Analysen zeigen einen fehlenden Nutzen der Grippeimpfung. Die bisher durch ungenügende und selektive Laborstudien gestützte Theorie, ein Impfschutz sei auch in der Praxis ein wirksamer Schutz, ist möglicherweise falsch. Epidemiologisch entscheidend ist die Frage nach den Abwehrkräften insgesamt. Die reale Immunität wird nicht unbedingt vom Impfschutz bestimmt, sondern von unspezifischen Abwehrkräften, die die Medizin nicht kennt. Eine Grippe kann bei ungenügenden Abwehrkräften zwar gefährlich sein, doch scheint das mit oder ohne Impfung gleichermassen der Fall zu sein. [….] Bei der Grippeimpfung gilt es zu prüfen, wie sich die theoretische Idee des Impfschutzes in der Praxis auswirkt.“
Auch weitere Wissenschaftler und Mediziner bezweifeln die wissenschaftliche Seriosität der gängigen Impfempfehlungen und sehen die Nähe zur Industrie als Hindernis für objektive Aussagen. Sie berufen sich dabei wie Schmidt auf Studien wie jene von Dr. Thomas Jefferson, der als Forscher bei der hochangesehenen und unabhängigen Cochrane Collaboration seit vielen Jahren Studien über Grippeimpfstoffe sammelt und auswertet.
Schon 2006 stellte er Studien zur Grippeimpfung ein vernichtendes Zeugnis aus: Die fast ausschließlich von Pharmaherstellern finanzierten Untersuchungen entsprachen keinem wissenschaftlichen Standard und konnten den Nutzen von Grippeimpfungen nicht belegen: „Der optimistische und selbstsichere Ton bei der Vorhersage der Viruszirkulation und der Wirkung von inaktivierten Impfstoffen, die der tatsächlichen Beweislage nicht entsprechen, ist bemerkenswert. Die Ursachen sind wahrscheinlich komplex und wohl auf eine chaotische Mischung von Konflikten mit der Wahrheit und Interessenskonflikten zurückzuführen“.2009 kommentierte er: „Es gibt keinen wie auch immer gearteten Beweis, dass Impfstoffe gegen die saisonale Grippe irgendeinen Effekt haben, insbesondere bei Älteren und kleinen Kindern. Kein Beweis für verminderte [Krankheits-] Fälle, Todesfälle, Komplikationen.“
Der Münchner Kinderarzt Martin Hirte doppelt nach: „Es müsste doch möglich sein, eine Placebo-kontrollierte Wirksamkeitsstudie mit vielleicht 10‘000 Teilnehmern und Langzeitverlauf durchzuführen, die nicht von der Industrie finanziert wird.“ Dann stünden die Impfempfehlungen entweder auf einem soliden, evidenzbasierten Sockel, oder sie müssten fallen gelassen werden.
Laut Dr. Johannes Schmidt zeigen nur 10 Prozent der Impfstudien eine genügende methodische Qualität. Befürchtungstheorie, Angstmacherei und theoretische Hochrechnungen der erhofften medizinischen Segnungen statt Zurückhaltung bestimmten das heutige Bewusstsein. Der naheliegende Schluss, dass der reale Immunschutz praktisch nur durch unspezifische Abwehrkräfte erfolge, die sich nicht im Labor messen lassen wie Antikörper, überfordere heute das Instrumentarium einer etwas laborgläubigen Medizin noch.
In diesem Sinne bleibt zu hoffen, dass immer mehr Menschen erkennen, dass sie selber für ihre Gesundheit Verantwortung übernehmen müssen und sich daher eigenständig und unabhängig informieren sollten.
http://www.nzz.ch/meinung/kommentare/grippezeit–zeit-der-zurueckhaltung-1.18674247
http://www.impf-info.de/die-impfungen/grippe/140-grippe-die-impfung.html