Unsere Kinder sehen zunehmend schlechter. Mangel an Tageslicht und vor allem das vermehrte Spielen und Arbeiten am Bildschirm führen zu einer deutlichen Zunahme von Kurzsichtigkeit. „Mehr Spielplatz, weniger Handy!“, rät Prof. Wolf A. Lagrèze, Spezialist für Kinderaugenheilkunde am Universitätsklinikum Freiburg, daher besorgten Eltern.
Ein weitaus größeres Problem ist die Kurzsichtigkeit von Kinder und Jugendlichen in Asien. So ist in Südkorea jeder fünfte Rekrut mit mindestens minus sechs Dioptrien schwer kurzsichtig. Eine Studie in China zeigte, dass etwa 90 Prozent der Studenten dort eine Brille tragen müssen. In Taiwan ergab eine Analyse, dass inzwischen rund 84 Prozent der Kinder kurzsichtig sind.
„Gerade die Kinder in China und Südkorea beginnen schon sehr jung mit dem Lernen und machen dabei sehr viel Naharbeit, vor- und nachmittags“, erklärte Prof. Norbert Pfeiffer, Direktor der Augenklinik der Universitätsmedizin Mainz. Zudem spielten die Kinder generell seltener draußen, nicht nur infolge der vielen Schularbeit. „Und drittens sind uns diese Länder im Gebrauch von Unterhaltungselektronik weit voraus.“ „Kinder in Singapur sind im Durchschnitt etwa 2,7 Stunden draußen – pro Woche“, sagte Prof. Frank Schaeffel vom Forschungsinstitut für Augenheilkunde der Universität Tübingen. „Mit 20, 30 Jahren Verzögerung werden wir in Deutschland eine ähnliche Situation haben“, befürchtet er.
Artikel: Smartphones können kurzsichtig machen
Unsere Handys bzw. Smartphones sollten eigentlich die Kommunikation erleichtern und uns zusammenbringen. In Wirklichkeit geschieht das Gegenteil. Der Londoner Künstler Babycakes Romero dokumentiert das auf seine Art sehr eindrucksvoll. Er hat Menschen in Alltagssituationen abgelichtet, die auf ihr Handy starren anstatt sich zu unterhalten: Eine Straßenbahnfahrt zur Rush-Hour. Bei einem Blick durch das Abteil fällt auf: Obwohl viele Menschen gedrungen nebeneinander stehen, hat fast jeder vor sich noch Platz gehalten für einen vorgebeugten Kopf, die Nase dicht an sein Smartphone gepresst. Denn: Ohne Smartphone geht es nicht. Und mit Unterhaltung irgendwie auch nicht.
Artikel: The Death Of Conversation
Youtube Video: The Death Of Conversation
Es war einmal, dass wir dort waren, wo unsere Körper waren. Wenn wir mit Freunden in einem Restaurant essen waren, dann unterhielten wir uns auch mit diesen. Das hat sich längst geändert. „Dank“ Smartphone.
Auch wenn man kein großer Freund von Coca Cola ist, dieser Videoclip ist sehenswert:
Youtube Video: Coca-Cola Social Media Guard
Dass es auch anders gehen kann, lebt die London Acorn School vor. Hier sind moderne Medien ausgesperrt. Und nicht nur dort: Kinder, die die teure Privatschule besuchen, dürfen auch zu Hause oder in den Ferien weder surfen, noch chatten, berichtete „The Guardian“.
Wer sein Kind auf diese Schule schicke, erkläre sich dazu bereit, deren Satzung zu befolgen, heißt es auf der Homepage (bitte hier klicken).
Was sagt die Satzung? Kein Fernsehen für Kinder unter zwölf Jahren, danach nur von den Eltern abgesegnete Dokumentationen. Spielfilme sind erst ab 14 Jahren erlaubt, und Internet ist für alle unter 16 verboten, sowohl in der Schule als auch zu Hause.
Mit ihrem Technikverbot stemmt sich die Schule gegen den Trend, Kinder schon früh an moderne Medien heranzuführen. In den heutigen „frenetischen, von Medien erfüllten Umgebungen“ seien Kinder lediglich „passive Beobachter“. Sie wechselten ständig zwischen verschiedenen Bildschirmen hin und her. Das wirke sich negativ aufs Gehirn aus und führe dazu, dass Kinder verlernten, sich mit einzelnen Dingen kreativ und nachhaltig zu beschäftigen, heißt es auf der Homepage der Einrichtung, die seit 2013 besteht.
Die rund 40 Schüler sollen den eigenen Entdeckungsdrang und ihre Vorstellungskraft ausleben dürfen – indem sie Bilder malen, Holz schnitzen, die Natur erkunden. Die Eltern lassen sich die technikfreie Erziehung einiges kosten: Die Gebühren für ein Schuljahr liegen bei umgerechnet 10.700 bis 14.800 Euro pro Jahr.
Artikel: Londoner Privatschule: Internet gibt es erst ab 16
Die Schüler der Acorn School haben jede Menge mehr Freizeit für wirklich Sinnvolles, Schönes und Erbauliches. Mindestens zwei Stunden täglich, behauptet der Informatikprofessor Alexander Marcowetz. Er hat eine App entwickelt, die die Minuten misst, die wir mit dem Smartphone verbringen. In seinem Experiment mit 300.000 Menschen kam heraus, dass wir durchschnittlich zweieinhalb Stunden pro Tag mit dem Handy verbringen. Diese Zeit wird nicht am Stück vor dem Smartphone verbracht, sondern innerhalb von 50-60 Interaktionen pro Tag.
Mit der Verbreitung der Smartphones ist auch die Verletzungsstatistik im Straßenverkehr gestiegen. Sogar im Auto wird vor der Benutzung des Handys kein Halt gemacht – obwohl es verboten ist. Doch auch Radfahrer und Fußgänger lösen Unfälle aus, indem sie den Verkehr ignorieren und lieber auf ihr Handy starren. Nicht umsonst gibt es in London mittlerweile gepolsterte Laternen und in New York Warnhinweise beim Überqueren der Straße nicht seinen Facebook-Status zu checken. Angeblich gab’s bereits Tote. Verrückt! Mittlerweile realisieren immer mehr Menschen, dass wir uns von dieser Technologie wertvolle und unersetzbare Lebenszeit rauben lassen. Wie reagiert die Industrie? Man entwickelt Apps, die uns angeblich vor uns selber und unserer Sucht schützen sollen!