EU will Flut von Plastiksäcken verringern

Nachdem die Schweiz im Herbst 2012 einem Verbot von Wegwerf-Plastiksäcken zugestimmt hat, hat nun auch die EU-Kommission die Problematik erkannt und am Montag, den 4. November 2013 Vorschläge präsentiert, wie die Plastikflut verringert werden sollte. Demnach steht zur Diskussion, dass die EU-Staaten die Plastiksäcke künftig verbieten können, derzeit lässt dies das EU-Recht nicht zu.

Nach Angaben der EU-Kommission verbraucht jeder Europäer im Durchschnitt pro Jahr rund 198 Plastiksäcke, 90% davon aus leichtem Material, den sogenannten Wegwerf-Plastiksäcken. Die EU-Bevölkerung umfasst zurzeit rund eine halbe Milliarde Einwohner – dies ergibt hochgerechnet eine fast unvorstellbare Menge an Plastik.

Plastik gelangt in die Nahrungskette
Viele dieser Säcke gelangen über die Flüsse ins Meer und werden Bestandteil von riesigen Plastikteppichen, welche sich in den Weltmeeren bilden und somit Mensch, Tier und Umwelt gefährden. (Lesen Sie dazu auch den Artikel: „Teenager stellt Idee zum Säubern der Meere von Plastikmüll vor“).

Wissenschaftler gehen davon aus, dass sich eine Plastiktüte auch nach mehreren Jahrzehnten nicht zersetzt, sondern lediglich in kleinste Teilchen zerfällt und dann von Fischen oder anderen Meerestieren aufgenommen wird.

Die Meerestiere fressen grössere und kleinere dieser vermeintlich als Nahrung angesehenen Plastikteilchen und verhungern dann mit vollem Magen, weil die Stücke nicht verdaut und ausgeschieden werden können. Bereits werden in vielen Mägen von verendeten Fischen und Vögeln diese tödlichen Produkte aus unserer Wegwerfgesellschaft gefunden.

Da sich die Grösse dieser Teilchen teilweise im Nanobereich befindet, gelangen diese sogar in die Zellen der Meeresbewohner und somit schlussendlich in die menschliche Nahrungskette – sprich in Form von mit Plastik „gefüllten“ Fischen auf unseren Tisch!

Gesetzesverbot in greifbarer Nähe
Bis heute ist es den EU-Staaten nicht erlaubt, diese Plastiksäcke gesetzlich zu verbieten, dies legt die „Richtlinie 94/62/EG über Verpackungen und Verpackungsabfälle“ fest: Somit ist den Mitgliedstaaten das Inverkehrbringen von Verpackungen, die dieser Richtlinie entsprechen, bislang noch erlaubt, dies soll jetzt aber, hinsichtlich der schwerwiegenden Problematik, geändert werden.

Der EU-Umweltkommissar Janez Potocnik will diese aus dem Jahre 1994 stammende Richtlinie nun rasch möglichst absetzen und hat entsprechende Schritte in die Wege geleitet, um dieses Ziel zu erreichen. Zudem werden Sondersteuern und Abgaben ins Spiel gebracht, um die Plastikflut einzudämmen. Für die geplanten Änderungen braucht der Umweltkommissar nur noch die Zustimmung der EU-Staaten und des Europaparlaments.

Es ist ein erster Schritt in die richtige Richtung, um unsere Erde, unsere Tiere und auch uns selbst aus dem Würgegriff der „Plastikgesellschaft“ zu befreien. Jeder einzelne kann ebenfalls einen Beitrag leisten, indem wir bewusst einkaufen, wieder Stoff- anstelle von Plastiktüten verwenden und die Menschen im örtlichen Supermarkt oder an der Tankstelle auf das Thema hinweisen und aufklären.

In unserem Shop finden Sie die von „The World Foundation For Natural Science“ herausgegebene Broschüre „Plastik – ein problematischer Stoff“, welche viele wichtige Informationen zu diesem Thema enthält.

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