Wenn das Licht ausgeht – Rezepte gegen den Hunger und das Frieren

Lukas Waldmann, eidg. dipl. Heilpraktiker TEN, Rotkreuz, Schweiz

Gertrude Ebermann, Dipl. Heilkräuterpädagogin, Eidenberg, Österreich

 

Viele von uns sind während einer Zeit des Aufschwungs und in einer vorgegaukelten Fülle aufgewachsen und haben noch nie hungern oder frieren müssen. Doch Europa rüstet sich für einen rauen Winter. In Europa hängt das gesamte Stromnetz zusammen, von Portugal bis mittlerweile in die Ukraine. Wenn also in irgendeinem Land die Lichter ausgehen, kann dies auch andere europäische Regionen betreffen. Das heißt, sollte der Blackout tatsächlich eintreten, kann es kalt und ungemütlich werden, und es kann dauern, bis alles wieder rund läuft. Sind wir darauf vorbereitet? Was es vor allem braucht, sind Menschen, die mental, emotional und körperlich stark genug sind, um eine solche Situation aushalten und mittragen zu können. Das ist eine große Herausforderung. Wie bereiten wir uns heute schon auf etwas vor, das wir noch nie zuvor erlebt haben? Ohne Anspruch auf Vollständigkeit teilte der Heilpraktiker Lukas Waldmann die Ergebnisse seiner ausführlichen Recherchen und sein Wissen mit den Kongressteilnehmern.

Während viele bis jetzt nur von einem Stromausfall sprechen, würde ein Blackout tatsächlich einen europaweiten Strom-, Infrastruktur- und Versorgungsausfall bedeuten. Dies würde einen totalen Stillstand in einer ersten Phase bedeuten, die Stunden oder auch Tage andauern könnte. Da kaum Zeit und Ressourcen aufgewendet wurden, um ein solches Szenario durchzudenken, muss effektiv mit Chaos und wenig bis gar keiner Koordination seitens des Staates, der Gemeinden, der Feuerwehr, des Zivilschutzes und des Militärs gerechnet werden. Die Bevölkerung wäre also auf sich selbst gestellt und müsste zur Selbsthilfe schreiten.

In einer zweiten Phase, die wiederum Tage oder Wochen dauern könnte, müsste mit einer weiterführenden Selbsthilfe gerechnet werden. In dieser Zeit kann von einer höheren Personenverfügbarkeit und Sicherheit ausgegangen werden, da eventuell die Wasserzufuhr, das Abwassersystem, die Heizungen und die Telekommunikation durch ein teilweises Herauffahren der Netze wieder besser reguliert würden.

Zudem wissen wir nicht, was die Ursache dieses Blackouts sein würde. Es könnte eine Netzüberspannung oder Netzunterspannung, ein Krieg, ein Unwetter sein… dies kann laut Experten ganz unerwartet in wenigen Tagen, Wochen, Monaten, in ein paar Jahren oder gar nie auftreten. Doch klar ist jetzt schon, wenn das System einmal zusammenbricht, wird das Herauffahren einer der kritischsten Momente sein (Phase 3). Wollen alle sich möglichst schnell wieder ans Stromnetz anbinden, wäre ein erneuter Kollaps vorhersehbar. Man muss außerdem damit rechnen, dass es kein „Einfach-schnell-wieder-einschalten“ geben würde, da gewisse Fabriken und Institutionen möglicherweise Schaden genommen haben oder gar die Ressourcen fehlen würden, auch wenn der Strom wieder da ist.

Über Quellen wie www.bwl.admin.ch und www.bbk.bund.de können Notfallpläne sowie Notfallbroschüren heruntergeladen und zu Hilfe genommen werden, um für eine Notfallvorsorge zu planen und das Nötigste im Haus zu haben. Es sollte für mindestens zwei Wochen ein Notvorrat vorhanden sein, dabei muss auf Verhältnismäßigkeit und Solidarität geachtet werden. Wasser und bereits zum Verzehr vorbereitete Nahrungsmittel stehen oben auf der Liste. Erfahrene Camper und Outdoor-Begeisterte kennen hier bereits viele clevere Lösungen wie Wasserfilter oder einfache Kochgelegenheiten. Zudem helfen Fragen wie: „Lebe ich allein oder mit einer Familie, haben wir Haustiere, wie viel Essen brauche ich tatsächlich, wie gesund soll es sein? Wie kann ich meine Familie unterstützen und schützen? Habe ich Platz, um weitere Familienangehörige bei mir aufzunehmen? Etc.“ Ohne sich eine Parallelwelt zu erschaffen, kann man sich für eine solche Situation schon jetzt etwas vorbereiten. Dabei sind folgende Punkte zu beachten:

    • WASSER – Woher kommt unser Wasser? Erkundigen Sie sich bei der örtlichen Wasserversorgung und füllen Sie nicht einfach die Badewanne auf (bitte auf Verhältnismäßigkeit achten, die Wasserversorgung könnte bei zu hohem plötzlichem Verbrauch Schaden nehmen). Es gibt gute Möglichkeiten, um Wasser auch über längere Strecken zu transportieren und notfalls zu desinfizieren. Sinnvollerweise haben Sie auch einen gewissen Vorrat an Mineralwasser im Haus.

 

    • CAMPINGBEREICH ALS VORBILD: Eimer, faltbare Plastikbeutel, Wassersäcke. Wasserfilter-Systeme / Katadyn-Filter können das Wasser bis zu 99,9% von Bakterien befreien. Kurbel-, Akku-, Batterie-Radio & Taschenlampen, Batterien, Kerzen, Feuerlöscher. Rucksäcke. Intakte Fahrräder. Ev. kleiner Benzin-/Diesel-Vorrat.

 

    • NOTVORRAT: Dosenlebensmittel können im Notfall auch kalt gegessen werden. Reis, Getreide, Mehl. Ersatzgetreide wie Couscous, Quinoa, Amaranth (müssen nur kurz gekocht werden). Nüsse, Samen, Kerne und Trockenfrüchte sind gute Energielieferanten. Hülsenfrüchte enthalten Proteine, Fette und Kohlenhydrate. Honig, Trockenfleisch, Trockenkräuter und Öle zum Bereichern einer Mahlzeit. Samen wie Chiasamen oder Leinsamen helfen bei der Regulation der Verdauung und enthalten gute Nährstoffe und Fettsäuren. Broterzeugnisse, Knäckebrot, Kartoffelstockpulver, Suppenpulver. Notfallfrühstück: Haferflocken, Nüsse, etwas Öl oder Fett und Milchpulver. Eier oder Eipulver. Getreidemilch, Mandelmilch, Reismilch, Kokosmilch (lange haltbar). Denken Sie daran, regelmäßig die Haltbarkeit des Notvorrats zu überprüfen, Lebensmittel allenfalls zu verbrauchen und neu nachzukaufen, damit die Vorräte in einer eventuellen Notsituation auch wirklich verwendbar sind. Wenn Sie nicht alles selbst zusammenstellen wollen, können Notfall-Pakete online oder im Handel erworben werden.

 

    • KOCHEN: Ein kleine „Gulaschkanone“ (Erlebnisofen) zum Einfeuern und Kochen mit Holz. Campingkocher/-grill mit Gasvorräten. Brennpaste mit Aufsatz/das Fonduerechaud neu erfinden. Auch die altbewährte Kochkiste kann eine gute Lösung zum energiesparenden Kochen und Warmhalten sein. Feuerstelle in der Natur.

 

 

    • HEIZEN: Ohne Strom funktionieren wenig eingebaute Heizsysteme außer dem Schweden- oder Kachelofen. Denken Sie also an Holz, Zündhölzer, Feuerstahl, Feuerzeug, Teelichtofen/Tontopfofen, geprüfte und sichere Heizstrahler (Sauerstoffzufuhr im beheizten Raum muss gewährleistet sein). Es stellt sich die Frage, ob für Privathaushalte Notstromanlagen oder eine Energiebox wirklich hilfreich sind.

 

    • HYGIENE: Eimer, Plastiksäcke. Windeln für Babys. Katzenstreu (Geruchsmilderung), Handschuhe, Desinfektionsmittel, Seifen, Haushaltspapier, Erste Hilfe-Koffer, Wasserreinigungstabletten.

 

    • HEILMITTEL & MEDIKAMENTE: Vitamin C, D, Zink, Selen, Darmbakterienpräparate, Heilerde, Zeolith (Giftstoffe im Darm binden), Homöopathie, Schüsslersalze, Echinaceatropfen, Ingwer und Kurkumawurzeln (Tee oder kauen), etc.

 

    • BARGELD. KEINE WAFFEN. NOTFALL-TREFFPUNKT mit Familienmitgliedern abmachen.

 

Danke, dass Sie dieses Wissen mit Ihren Mitmenschen teilen.

Die erfahrene Heilkräuterexpertin Gertrude Ebermann zeigte den Kongressbesuchern anschließend auf, dass in Wald und Wiese und oft sogar rund ums Haus viele Pflanzen wachsen, die sich zu wohlschmeckenden und gesunden Mahlzeiten oder auch Heilmitteln verarbeiten lassen, so etwa die Brennnessel oder der Löwenzahn. Sie erklärte einige Voraussetzungen, damit es mit dem Haltbarmachen und der Aufbewahrung von Lebensmitteln zu Hause klappt. Diese Dinge brauchen etwas Zeit und erfordern eine gute Planung, doch auch die Sauberkeit des Arbeitsplatzes und vor allem die Qualität der Rohmaterialien sind wichtig. Anhand von Beispielen stellte die Referentin verschiedene Methoden der Haltbarmachung vor wie beispielsweise das Dörren/Trocknen, Fermentieren (z. B. Sauerkraut), die Haltbarmachung durch Salz (Suppenwürze), Zucker, Alkohol, Essig etc., aber auch das klassische Heißeinfüllen, wie wir es von Marmelade oder Kompott kennen.

Selbst übriggebliebene Suppe lässt sich für eine spätere schnelle Mahlzeit ganz einfach aufbewahren, ohne dass es dazu einen Tiefkühler braucht: Die Suppe wird einfach sehr heiß in saubere Gläser abgefüllt und anschließend entweder mit einer dünnen Schicht Öl bedeckt oder sterilisiert. Die Gläser lassen sich so ein paar Wochen im Keller aufbewahren. Wenn der Hunger groß ist und die Zeit knapp, steht mit diesem Suppenvorrat im Nu ein gesundes Essen auf dem Tisch.

Eier lassen sich ohne Kühlschrank ganz einfach während vieler Wochen (8 Monate und mehr) frisch halten, erinnerte Gertrude Ebermann die Zuhörerinnen und Zuhörer mit Verweis auf eine fast schon in Vergessenheit geratene Aufbewahrungsmethode: In einem Gefäß 1 Liter Wasser mit 2 Esslöffeln Löschkalk verrühren, bis sich dieser aufgelöst hat und das Wasser milchig-trüb ist. Die frischen, rohen und sauberen (jedoch nicht gewaschenen) Eier werden mit der Spitze nach unten in einen großen Topf geschichtet, welcher mit dem Kalk-Wasser befüllt wird. Die Eier sollen im Topf immer von der Flüssigkeit bedeckt sein und zugedeckt gelagert werden. So können dem Topf nach Bedarf Eier entnommen und normal verarbeitet werden. (Achtung: Löschkalk ist ätzend. Beim Vermischen des Löschkalks mit dem Wasser also darauf achten, dass keine Spritzer in die Augen gelangen.)

 

22. Oktober 2022, Hotel Mövenpick, Regensdorf