Europarat fordert Wende in der Mobilfunkpolitik

Noch immer glauben viele Menschen, dass die offiziellen von den Behörden festgelegten Grenzwerte ausreichend vor der Strahlung des Mobilfunks und anderer Funkanwendungen, wie zum Beispiel WLAN, DECT-Telefonen usw. schützen – ein Irrglaube wie es sich zeigt

Viele Studien haben aufgezeigt, dass die Strahlung von Mobilfunk, WLAN, Schnurlostelefonen und Bluetooth auch unterhalb der geltenden Grenzwerte wirksam ist und Auswirkungen hat. Die bisherigen Grenzwerte schützen den Körper nur vor Schäden durch Überhitzung (thermische Wirkung), Effekte, die auf anderen Wirkungsmechanismen beruhen, sogenannte athermische Effekte, blieben aber dabei völlig unbeachtet.

Doch nun hat die Europäische Union endlich reagiert. Sie hat deutlich gemacht, dass eine Wirkung auf die Gesundheit auch unterhalb der Grenzwerte berücksichtigt werden sollte und fordert von den Mitgliedsstaaten ein deutliches Umdenken:

Europarat setzt Zeichen
Der zuständige Ausschuss des Europarates hat nun ein Zeichen gesetzt. In einer einstimmig verabschiedeten Resolution und dem dazugehörigen Report forderte der Ausschuss für Umwelt, Landwirtschaft und regionale Angelegenheiten am 06.05.2011 ein grundsätzliches Umsteuern in der Mobilfunkpolitik. Am 27.05.2011 wurde die Resolution vom Ständigen Ausschuss des Europarates übernommen und angenommen.

Schutz und Vorsorgemassnahmen gefordert
Detailliert wird in dem Report der Stand der Forschung wiedergegeben, werden Schutz- und Vorsorgemaßnahmen gefordert, eine Forschungsförderung für neue Technologien und besonders eine Aufklärung unter Kinder- und Jugendlichen angemahnt. Vergleichbares fordert indessen auch die neue Resolution des Russischen Nationalen Komitees zum Schutz vor Nicht-Ionisierender Strahlung (RNCNIRP) mit dem Titel Elektromagnetische Felder von Handys: Gesundheitliche Auswirkung auf Kinder und Jugendliche von 2011.

 

Die potentiellen Gefahren durch elektromagnetische Felder und ihre Auswirkung auf die Umwelt
Bericht 1: Komitee für Umwelt, Landwirtschaft und lokale und regionale Angelegenheiten
Berichterstatter: Herr Jean Huss, Luxemburg, Group Socialist (Anm. der Red.: Mandatsträger der Grünen Partei Luxemburg), Doc. 12608, 06.05.2011

Zusammenfassung:
Die Felder von Stromleitungen, Radar, Telekommunikation oder Mobilfunk scheinen potenziell schädliche, nicht-thermische biologische Effekte auf Pflanzen, Insekten und Tiere sowie auch auf den menschlichen Körper zu besitzen, selbst wenn dieser einer Strahlung ausgesetzt ist, die noch unterhalb der offiziellen Grenzwerte liegt. Man sollte das Vorsorgeprinzip anwenden und die aktuell bestehenden Grenzwerte überarbeiten.

Wartet man zu lange auf weitergehende wissenschaftliche und klinische Nachweise, könnte das zu sehr hohen gesundheitlichen und wirtschaftlichen Kosten führen, wie es in der Vergangenheit auch bei Asbest, bleihaltigem Benzin und Tabak der Fall war.

Nach Angaben der WHO stellen elektromagnetische Felder aller Frequenzen die am häufigsten und schnellst wachsenden Umwelteinflüsse dar. Alle Bevölkerungsgruppen sind mittlerweile den unterschiedlichsten Graden elektromagnetischer Felder ausgesetzt, wobei die Belastung durch die sich ständig weiterentwickelnde Technik noch weiter wachsen wird.

Das Komitee weist darauf hin, dass: „es immer noch große Untätigkeit im Zusammenhang mit bekannten oder neuartigen Umwelt- und Gesundheitsrisiken gibt, und es faktisch sogar systematische Verzögerungen bei der Annahme und Umsetzung effektiver Präventionsmassnahmen gibt. Ein Warten auf ein Mehr und Mehr an wissenschaftlichen und klinischen Beweisen könnte zu sehr hohen gesundheitlichen und wirtschaftlichen Kosten führen.

Die Versammlung empfiehlt den Mitgliedsstaaten:

  • Alle zumutbaren Maßnahmen zu ergreifen, um elektromagnetische Felder zu reduzieren, insbesondere die Funkfrequenzen von Handys und ganz besonders die Belastungen für Kinder und Jugendliche, die das höchste Risiko zu haben scheinen.
  • Die wissenschaftlichen Grundlagen der derzeit geltenden Grenzwerte weisen erhebliche Mängel auf und sollten neu bewertet werden. Auch athermische Effekte müssen berücksichtigt werden.
  • Informationskampagnen zu den Risiken schädlicher langfristiger biologischer Wirkungen in Gang zu setzen
  • Den Bedürfnissen elektrosensibler Personen Rechnung zu tragen und strahlungsfreie Gebiete einzurichten
  • Die Erforschung neuer Arten von Antennen, Handys und DECT Geräten fördern und die Forschung an einer Telekommunikation zu unterstützen, die auf anderen, weniger gesundheitsschädlichen Technologien basiert.
  • Warnhinweise in Form einer Gerätebeschriftung einzuführen, die auf die Gefahren durch Strahlung hinweisen.
  • Die offizielle Empfehlung von kabelgebundenen Festnetzanschlüssen
  • Alle Handys, DECT-Telefone, WLAN-oder WLAN-Systeme an Schulen und in den Klassenräumen zu verbieten

Übersetzungsgrundlage: Fassung des Umweltausschusses vom 06.05.2011

 

Links zu den englischen und französischen Originaltexten:

https://www.naturalscience.org/de/news/2012/01/europarat-fordert-wende-in-der-mobilfunkpolitik/